Mondial Assistance Versicherung zahlt nicht: Warum?

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Vor einiger Zeit brauchte eine Freundin von mir Hilfe. Sie ist Studentin aus dem Ausland und studiert an der Universität München. Das ist aber nicht ihr Problem: Sie hatte bei Ihrer Krankenversicherung eine Abrechnung eingereicht und die Versicherung wollte nicht zahlen. Ich hatte zu dieser Zeit volles Vertrauen in das deutsche Versicherungssystem und keinerlei Bedenken dass eine deutsche Versicherung bei einem so klarem Sachverhalt zahlt. Also nahm ich die Sache in die Hand.

Eine Krankenversicherung zahlt nicht

Ich schaue mir also zunächst die Versicherungsunterlagen an: Über die Mawista Süd GmbH hat sie eine Versicherung „mawista Student classic plus“ abgeschlossen. Diese Versicherung richtet sich speziell an ausländische Studenten und deckt alle akuten Krankheiten ab. Hinter diesem Vertrag verbirgt sich eine Versicherung der Mondial Assistance. Bei der eingereichten Rechnung handelt es sich um die Behandlung eines entzündeten Weisheitszahnes mit Antibiotikum und anschließenden Zahnziehen. Also: Kein Problem. Oder?

Nach einigen Telefonanrufen und weiteren nachgereichten Dokumenten war klar: Die Versicherung ist trotz meiner guten Argumente nicht bereit zu zahlen. Die Entzündung eines Weisheitszahnes sei eben keine akute Erkrankung und daher nicht erstattungsfähig. Naja, nach dem ich mich eingeschaltet habe zahlt die Versicherung wenigstens die Kosten für die Medikamente. Die weitaus höheren Zahnarztkosten werden nicht erstattet. Warum macht eines Versicherung so etwas?

Eine Versicherung muss so handeln

Nach einigem Nachdenken wird mir klar: Eine Versicherung muss so handeln. Diese Versicherung wendet sich an ausländische Studenten. Diese sind normalerweise nur ein Jahr in Deutschland und vom Heimatland aus sind die Chancen gegen eine deutsche Versicherung vorzugehen sehr schlecht. Auch werden ausländische Studenten keine weitere Versicherung bei dieser Gesellschaft abschließen – egal, wie gut oder schlecht der Service ist. Selbst wenn die Versicherung bei einem Gerichtsstreit verlieren sollte, wäre dieses für die Versicherung nicht schlimm. Der schlechteste Ausgang für die Versicherung vor Gericht wäre, dass sie die Behandlungskosten erstatten muss. Warum sollte sie also vorher schon freiwillig die Kosten bezahlen? Das ist nicht rational.

Das passt auch zu aktuellen Berichten aus den Medien. Immer häufiger hört man, dass Versicherungen insbesondere bei größeren Schadensummen nicht zahlen. Natürlich müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, damit eine Versicherung zahlt. Insbesondere das Kleingedruckte ist wichtig. Und diese Voraussetzungen sind oft anders als vermutet. Selbst, wenn diese erfüllt sind, dann wird oft nicht gezahlt: Da nimmt eine Versicherung an, es handle sich um Eigenbrandstiftung. Berufskrankheiten werden nicht anerkannt und private Krankenversicherungen zahlen viele Behandlungen nicht freiwillig. Selbst habe ich schon vor einigen Jahren erlebt, dass meine Teilkaskoversicherung bei einem Autounfall von mir pauschal eine 1/3 Teilschuld annahm – meines Erachtens völlig willkürlich und zu unrecht.

Mein Vorschlag

Wie können wir diese Situation ändern? Nun mein Vorschlag: Sollte eine Versicherung die Zahlung an eine natürliche Person verweigern und anschließend ein Gericht feststellen, dass die Zahlung zu Unrecht verweigert wurde, dann sollte diese Zahlung ähnlich den amerikanischen „punitive damages“ vervielfacht werden. Unabhängig von einer Schuld oder Absicht, sollte die Versicherung mindestens für den doppelten Schaden aufkommen, wenn ein Gericht die Zahlungsverpflichtung feststellt. Um die Verfahrensdauern zu beschleunigen sollte dieser Faktor je nach Verfahrensdauer erhöht werden: Ab drei Jahren Verfahrensdauer beträgt der Faktor drei, bei vier Jahren vier, etc. Wohl gemerkt schlage ich diese Änderung nur für natürliche Personen vor. Juristische Personen wie beispielsweise GmbHs benötigen einen derartigen Schutz nicht. Zumindest nicht in dieser Höhe.

Die Umsetzung dieses Vorschlages ist nicht tivial. Als juristischer Laie stelle ich mir beispielsweise einen in den Versicherungsverträgen aufzunehmenden Verzugszins von 9% pro Monat vor. Eine solche Regelung – ohne Zinseszins – würde meiner oben genannten Regelung effektiv gleichen, ohne große Umsetzungshürden.

Zusammenfassung

In diesem Artikel schlage ich eine Änderung im Versicherungsrecht vor, die der Tendenz der Versicherungen nicht oder nur spät Schäden zu bezahlen entgegen wirkt. Erhöhte Zahlungsverpflichtungen werden die Versicherungen für die Verbraucher teurer machen. Gleichzeitig wird er Zweck jeder Versicherungen gestärkt: Wem nützt denn eine Versicherung, die im Schadensfall nicht zahlt?

4 Kommentare

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  1. Andreas Grau

    To everybody looking for health insurance as a student in Germany: Go and get a governmental insurance like TK (www.tk.de) or aok (www.aok.de). It costs a little more, but it is worth it.

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